Wir starten den Morgen mit einer kleinen Laufeinheit, wobei ich früher aufhöre und den Heimweg antrete, während Gunnar seine Runde komplett läuft. Immerhin entschädigt mich der Sonnenaufgang für die frühere Heimkehr.
Nach dem gemütlichen Frühstück auf dem Balkon verlassen wir heute die Insel. Wir fahren rund 25 Minuten bis Fort Myers ins Six Mile Cypress Slough Preserve.
Das rund 3.500 ha große Feuchtgebiet filtert Regenwasser auf seinem Weg in die Estero Bay. Im Reservat findet man zahlreiche Tiere und die wollen wir heute entdecken.
Der Eintritt selbst ist frei, lediglich der Parkplatz muss bezahlt werden. Wie alles heute modern per Handy und ApplePay: QR-Code scannen, Kennzeichen eingeben, Wunschparkdauer auswählen, zahlen, fertig.
Es ist auch heute schwülwarm und vorsichtshalber tragen wir Insektenschutz auf. Dann begeben wir uns auf den ca. 2 km langen Rundweg zu zahlreichen Aussichtspunkten.
Am Gator Lake ist zunächst mal kein Gator zu sehen. Dafür aber zahlreiche Fische im Wasser. Wir halten es aber auf dem sonnigen Aussichtsdeck nur kurz aus. Es ist wirklich unerträglich schwül.
Der Plankenweg führt zunächst weiter am Gator Lake entlang und dann macht der See seinem Namen doch alle Ehre. An einem weiteren Aussichtspunkt bewegt sich dann ein Alligator langsam durchs Wasser. Von weitem könnte man ihn glatt für einen Baumstamm im Wasser halten.
Wir laufen den Upper Loop zum Wood Duck Pond. Beim letzten Besuch haben wir hier unzählige Vögel entdeckt, heute müssen wir schon genau hinschauen. Ähnlich sieht es am Otter Pond und Pop Ash Pond aus. Überall ein paar Vögel (Silberreiher, Ibisse, Rosalöffler, Anhingas (Schlangenhalsvögel), verschiedene Enten und Kanadareiher), Schildkröten, Insekten und eine Wassermokassinotter, aber man muss wirklich genau hinschauen. Teilweise helfen andere Besucher und geben ihre Entdeckung weiter, sonst hätte man heute wenig gesehen. Aber so war es ein sehr erfolgreicher, kurzer Spaziergang bei sehr klebrigen 31 °C und 85 % Luftfeuchte.
Nach diesem Ausflug müssen wir uns unbedingt abkühlen. Wir fahren ins Gulf Coast Town Center und besuchen Dick's Sporting Goods und den Bass Pro Shop: Sportlerbedarf & Klamotten für Outdoorfans. Das wäre eine dezente Beschreibung. Angesichts der Vielfalt an Waffen könnte ich es auch anders beschreiben.
Um kurz vor 14 Uhr meldet sich dann ein leichtes Hungergefühl und wir entdecken einen Panda Express. Den kennen wir schon aus zahlreichen anderen Urlauben und hier schmeckt es uns gut. Zudem sind die Portionen nicht so erschlagend groß bzw. kann man mit einer Bowl eine relativ überschaubare, aber sättigende Portion bestellen. So tun wir es dann auch und genießen unser einfaches, aber leckeres Mittag.
Den Rückweg nehmen wir bewusst über Fort Myers Beach und Estero. Wir wollen uns mal anschauen, wie sich der Ort seit Hurrikan Ian entwickelt hat. Fort Myers Beach wurde wie Sanibel direkt getroffen und wir sind bei der Durchfahrt schockiert. Einige Unterkünfte sind schon wieder geöffnet, aber die vielen leeren Grundstücke, die wir auf der Durchfahrt sehen, sind erschreckend. Dort standen überall Häuser, Hotels, Restaurants. Auf manchen Plätzen steht statt einem Haus ein Wohnwagen, davor ein paar Stühle. Sicher eine Notlösung, weil das Geld nicht für einen kompletten Neubau reicht. Man bekommt Gänsehaut. FMB war nie "unser" Ort, auch wenn wir 2014 mal einen tollen Urlaub in einem Ferienhaus hier verbracht haben. Trotzdem macht es einen betroffen. Man kann sich kaum vorstellen, dass es irgendwann wieder so aussieht wie vor Ian. Aber wer weiß.
Wir sind noch einmal glücklicher, dass unsere Insel sich schon so toll erholt und entwickelt hat, auch wenn es einigen Leerstand auf Sanibel und Captiva gibt. Insgesamt wirken die Inseln deutlich "geheilter" als FMB.
Auf dem Heimweg stoppen wir noch kurz am Publix, holen uns einen Salat für heute Abend und fahren dann Richtung Sanibel. Eine kurze Schrecksekunde später kommt uns ein Auto auf unserer Fahrbahn entgegen. Gunnar fährt gleich rechts rüber und hupt den Geisterfahrer an. Zum Glück merkt der schnell seinen Fehler, fährt gleich auf den Grünstreifen und kann dank fehlender baulicher Trennung einfach über den Rasen auf die korrekte Spur für seine Fahrtrichtung fahren. Ist ja ganz gut, dass man hier nicht so rasen darf...
An den ehemaligen Sanibel Outlets (die sind inzwischen komplett abgerissen) fährt Gunnar raus. Wir tauschen die Plätze und ich kann ein bisschen Challenger fahren. Normalerweise gebe ich mich als Beifahrerin mehr als zufrieden, weil ich gern gucke, die Musik auswähle, den Fahrer füttere und ihm den Rücken kratze (je nachdem, was grad gewünscht wird). Aber mit meinem Traumauto will ich auch ein bisschen fahren und so cruisen wir heim. Natürlich vorschriftsmäßig im Tempo, weil wir gestern Abend gerade den Sheriff von Sanibel beim Lasern beobachtet haben... für uns Radfahrer hatte er natürlich ein freundliches Lächeln und Winken übrig, aber wer weiß, wie er auf rasende Touristen reagiert.
Ja, ich sitze weit vorn. Ich bin halt klein und habe kurze Beine...
Als wir zu Hause sind, wollen wir uns noch ein bisschen bewegen. Wir nehmen die Fahrräder und fahren noch eine gute Stunde über die Insel. Zur Rabbit Road, über die San-Cap zurück in den Ort, dann weiter zur Donax Street und von dort durch die Wohnstraßen zurück. Herrlich, auch wenn wir streckenweise ordentlich gegen den Wind kämpfen müssen.
Weil es uns zum Abendessen zu früh ist und wir heute noch gar nicht am Strand waren, schlüpfen wir nach der Radtour kurz in unsere Flipflops und gehen zum Wasser. Gunnar fischt gleich mal eine perfekte Banded Tulip aus dem Wasser, die ich sicher bei mir verwahre. Und dann entdecken wir noch eine Lettered Olive. Und noch eine. Und eine Nutmeg. Und eine Whelk. Und, und, und... ich schwöre, wir hatten nicht vor zu sammeln, aber diese perfekten kleinen Muscheln können wir eben auch nicht einfach liegenlassen.
Und nun lassen wir den Abend gemütlich auf dem Balkon ausklingen.
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