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Shelling Tour auf Kice Island

Frühes Aufstehen ist angesagt. Gestern Abend haben wir schon unsere Sachen für den heutigen Ausflug zusammengepackt, Wertsachen in einen wasserfesten Rucksack, Getränke und Muschelnetze in einen zweiten Rucksack.

 

Um kurz nach 4 klingelt der Wecker bzw. sind wir eigentlich ziemlich pünktlich 10 Minuten eher wach und machen uns fertig. Noch vor 5 Uhr verlassen wir die Insel.

Im Radio läuft gute Musik ohne Unterbrechungen, die Straßen sind leer und wir fahren rund 1,5 Stunden nach Goodland, südlich von Marco Island. Hier startet unsere Bootstour nach Kice Island. 4 Stunden Muschelsuche extrem, könnte man sagen.

 

Wir kommen rechtzeitig an, können am Hafen noch ein kleines Frühstück zu uns nehmen (Muffins gehen immer) und melden uns dann bei Ali, unserer Shelling Guide. Ali gibt uns zwei Muschelnetze und einen großen Eimer, dann gesellen sich noch 4 weitere Personen zu uns und unsere Gruppe ist schon vollzählig. Gemeinsam mit Ali geht es zum Dock, wo 2 Minuten später unser Captain angerauscht kommt. Um kurz nach 7 Uhr sitzen wir auf einem Boot und rauschen in die Ten Thousand Islands.

 

Natürlich geht gerade die Sonne auf und 2 Delphine schwimmen im Hafen herum.

Im Sonnenaufgang bringt uns unser Captain nach Kice Island. Kice ist unbewohnt und bietet fantastische Muschelberge. Wir waren hier in einem anderen Urlaub schon einmal. Die Insel sieht zwar recht unwirtlich aus und wir müssen durch Totholz und abgestorbene Mangroven "turnen", aber im Wasser, im Matsch und am Strand liegen Millionen von Muscheln. Mit Ali arbeiten wir uns gemeinsam voran. Sie hilft auch beim Identifizieren von Muscheln (wobei wir das ganz gut allein schaffen), hat für uns kleine Gartenharken dabei, um in den Muschelbergen zu wühlen, bietet uns jederzeit kalte Getränke und Snacks an und behält uns immer alle gut im Auge. Wir haben 4 Stunden Zeit und nutzen diese auch.

Es sind besonders viele Florida Fighting Conchs zu finden. Aber gerade diese Muscheln sind ziemlich schwer und wir müssen sie ja im Aufgabegepäck nach Hause fliegen. Wir mahnen uns also gegenseitig, nicht zu viele davon zu nehmen. Wir suchen Banded Tulips, Lightning Whelks, Colorful Moonsnails, Sharkeyes, Topsnails, Lettered Olives und finden auch ein paar seltenere Schätzchen. Nicht auszumalen, was wohl unter dem Sand liegt. Als unser Eimer halbvoll ist und Gunnars Muschelnetz ebenfalls mehr als gut gefüllt ist, sind wir fast erleichtert, dass Ali uns zum Heimweg ruft. Aber auch auf dem Weg zurück finden wir natürlich noch Exemplare und die besonders Schönen dürfen noch mit.

 

Unser Captain holt uns an der Stelle ab, an der er uns vom Boot gelassen hat. Vorher verschenkt Ali aber noch die Muscheln, die sie für uns gesammelt hat, macht ein paar Bilder und übergibt uns dann wieder in die Obhut des Captains. Wir finden wieder unser Plätzchen an Bord und der Captain gibt Vollgas zurück zum Hafen. Herrlich!

Zurück im Goodland Boat Park bewundern wir noch kurz unsere Habseligkeiten in den Shell Bags und fahren dann zum Ortsende, denn dort gibt es die "Crabby Lady", ein Fischrestaurant. Da wir es gleich 12 Uhr haben und unser Frühstück nur aus einem Muffin bestand, gönnen wir uns hier ein leichtes Mittagessen: Crab Meat Balls für mich und einen Crab Cake für Gunnar.

Zeit für die Rückfahrt. Wir wählen die US 41 und umgehen damit die Interstate. So kommen wir auf dem Heimweg durch Naples und Bonita Springs, fahren kurz vor Sanibel noch zum Walmart ran und dann zurück auf unsere Insel.

 

Eigentlich haben wir heute genug Sonne getankt, auch wenn wir vorsichtshalber unsere langärmeligen UV-Shirts an hatten. Trotzdem wollen wir unsere Zeit hier nutzen, also cremen wir uns ordentlich mit Sonnenschutz ein und machen noch einen langen Spaziergang am Strand.

 

Am Abend nehmen wir unsere Muscheln von Kice Island, waschen sie am Muschel-Waschplatz (ja, das gibt es hier natürlich) und lassen den wunderbaren und erfolgreichen Tag dann auf dem Balkon ausklingen. Auf der Sonnenliege trocknen unsere Schätze und ich frage mich jetzt schon, wie wir die nach Hause bekommen sollen.

Eins haben wir in dieser ersten Woche festgestellt. Die Muschelsuche auf Sanibel ist anders als früher. Wir finden viel schwerer größere Muscheln als in anderen Jahren. Als wir uns mit Ali darüber unterhalten, bestätigt sie unsere Wahrnehmung. Die letzten Wirbelstürme haben den Meeresboden "verformt", er verläuft jetzt nicht mehr gleichmäßig eben, sondern wellenförmig. Die größeren Muscheln liegen in den Senken und die Wellen sind nicht stark genug, sie aus diesen Senken herauszurollen und an Land zu spülen und deswegen kommen eher kleine Muscheln an Land, während die größeren Muscheln weiter draußen im Meer in ihren Senken liegenbleiben. Florida hofft also auf einen schweren Sturm, der dieses Phänomen rückgängig macht.

 

Ali erzählt weiter, dass es in der Regel mehrere Winterstürme gibt, die dann vor Kice Island meterhohe Muschelberge anspülen. In diesem Winter gab es keinen einzigen dieser Stürme. Die Muschelsuche wäre sonst noch erfolgreicher gewesen. Wobei wir uns auf keinen Fall beschweren wollen, wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir gefunden haben.

 

Und wir freuen uns noch über etwas: Gestern wurden die Sanibel Causeway Beaches nach langer Bauzeit feierlich wieder eröffnet. Diese Strände liegen links und rechts der Brücke und waren früher ein Ort von Familien, die bis abends blieben, grillten und sich den Sonnenuntergang anschauten. Die Strände sind durch die Wirbelstürme abgetragen worden und wurden nun wieder angelegt. Leider gibt es kaum Bäume mehr und deswegen hatte ich ein bisschen Sorge, dass sie nach der Eröffnung kaum angenommen werden. Als wir heute aber auf die Insel fuhren, konnten wir bestimmt 100 Autos ausmachen, die dort geparkt wurden und Besucher, die ihre Sonnenschirme aufgespannt hatten und den Strand genossen. Der Vorteil ist hier nämlich, dass keine Parkgebühren anfallen, während die Stunde Parken auf Sanibel 5 $ kostet... Richtig schön, das zu sehen. Es kehrt wieder mehr Leben auf die Insel.